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Welche Erkenntnisse liefert die NEPS-Studie?

Nicht die Ganztagsschule, sondern die Attraktivität der Angebote befördert den Lernerfolg

19.04.2019

Hat der Besuch einer Ganztagsschule einen positiven Einfluss auf die Entwicklung der Fähigkeiten von Schülerinnen und Schülern? Daten aus der NEPS-Studie ermöglichen eine differenzierte Beantwortung dieser Frage: Der Besuch einer Ganztagsschule hat keinen Effekt auf die Fähigkeiten von Fünft- bis Siebtklässlerinnen und -klässlern im Bereich Lesen und Mathematik. Attraktive außerunterrichtliche Angebote hingegen fördern diese Kompetenzen.

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Kein Zusammenhang zwischen Ganztagsschulen und Kompetenzentwicklung

Tragen Ganztagsschulen zum Abbau sozialer Disparität in Bildungsverläufen bei? Diese Frage ist von erheblicher bildungspolitischer Relevanz. Insbesondere aus der Studie zur Entwicklung von Ganztagsschulen (StEG) liegen dazu bereits Untersuchungsergebnisse vor: So zeigte sich beispielsweise ein positiver Effekt der Ganztagsschule auf das Sozialverhalten und auf die Noten der Kinder. Insgesamt wird aber deutlich, dass es keine eindeutigen Hinweise dazu gibt, ob Ganztagsangebote zur Verbesserung von Kompetenzen beitragen. Wenn ja, dann hängt der Effekt von der Intensität der Nutzung und der Qualität des Angebotes ab. Verlässlichere Aussagen lässt die bisherige Datenlage jedoch nicht zu: Hierbei handelt es sich entweder um Querschnittsdaten, sodass sich Verläufe der Kompetenzentwicklung nicht abbilden lassen, oder aber Aspekte der individuellen Nutzung werden nicht erfragt. Die bestehenden Längsschnittdaten erlauben kein Vergleichsdesign zwischen Halb- und Ganztagsschulen oder bieten keine Kompetenzmessungen an.

Die Analyse der Kompetenzentwicklung im Bereich Lesen und Mathematik von Schülerinnen und Schülern der fünften bis zur siebten Klasse in verschiedenen Schulformen mit Daten des NEPS-Studie „Bildungsverläufe in Deutschland“ trägt dazu bei, diese Fragen zu beantworten. Die Autoren berücksichtigen in ihren Modellen auch, dass Halbtagsschulen ihren Schülerinnen und Schülern zusätzliche außerunterrichtliche Lernangebote machen. Linberg, Struck und Bäumer beziehen nicht nur die Nutzung, sondern auch die Bewertung dieser Angebote durch die Schülerinnen und Schüler in die Analyse ein.

Außerunterrichtliche Lernangebote müssen attraktiv sein um einen positiven Effekt zu erzielen

Mit den Daten aus der NEPS-Studie „Schule, Ausbildung und Beruf“ kann zwischen offenen, teilgebundenen und gebundenen Ganztagsschulen sowie Halbtagsschulen unterschieden werden. Zudem wurden in die Untersuchung einbezogen: die Größe der Schule und die Zusammensetzung der Schülerschaft nach sozialer Klasse/Schicht, das Bildungsniveau der Eltern, das Haushaltseinkommen und ein eventueller Migrationshintergrund.

Zusammengefasst ergab die Untersuchung: Weder die schulische Organisationsform, also beispielsweise die Frage danach, ob eine Ganztagsschule besucht wird oder nicht, noch die Nutzung von Lernangeboten zeigten in den Analysen einen eigenständigen Effekt auf die Kompetenzentwicklung zwischen der fünften und siebten Klasse. Außerunterrichtliche Lernangebote hatten allerdings dann einen positiven Effekt auf die Kompetenzentwicklung, wenn diese von den Schülerinnen und Schülern als attraktive Angebote eingeschätzt wurden.

Originalliteratur

Linberg, T., Struck, O., & Bäumer, T. (2018). Vorzug Ganztagsschule? Zusammenhänge mit der Kompetenzentwicklung im Bereich Lesen und Mathematik. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 21(6), 1205–1227. doi:10.1007/s11618-018-0830-2

Zitierhinweis

Leibniz-Institut für Bildungsverläufe (2018, Dezember): Nicht die Ganztagsschule, sondern die Attraktivität der Angebote befördert den Lernerfolg (NEPS Ergebnisse). Bamberg, Deutschland.