Beschäftigte in automatisierbaren Jobs bilden sich seltener weiter
18.03.2024
Die Automatisierung, die vor allem in Routine-Tätigkeiten wie zum Beispiel bei der Verschraubung von Einzelteilen oder in der Buchhaltung voranschreitet, kann in manchen Fällen zu einem Wegfall von Arbeitsplätzen führen. Hier kann Weiterbildung den betroffenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern helfen, ihre individuellen Beschäftigungschancen zu bewahren. Neue Ergebnisse der NEPS-Studie „Bildungsverläufe in Deutschland“ zeigen allerdings, dass sich gerade die Beschäftigten in automatisierbaren Jobs seltener fortbilden als Beschäftigte, die in Jobs mit einem geringeren Automatisierbarkeitspotenzial tätig sind.
Die Ergebnisse zeigen auch: Menschen, die von einer Arbeit mit einem hohen Potenzial zur Automatisierung in einen solchen mit einem geringeren Potenzial zur Automatisierung wechseln, nehmen im Folgejahr häufiger an Weiterbildungen teil. Bei Jobwechseln in die andere Richtung nimmt die Weiterbildungsbeteiligung hingegen mittelfristig ab. Dies deute darauf hin, dass die Teilnahme an Weiterbildungen vorrangig mit der Art des ausgeübten Jobs zusammenhängt und weniger mit den individuellen Fähigkeiten der Beschäftigten, erläutert Pascal Heß (Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung), der mit den Daten der NEPS-Studie zu diesem Thema geforscht hat.
Die Unterschiede in der Beteiligung an beruflicher Weiterbildung zwischen Beschäftigten mit hohem und geringem Grad der Automatisierbarkeit zeigen sich vor allem bei der betrieblich finanzierten Weiterbildung, nicht jedoch bei den anders finanzierten Weiterbildungsmaßnahmen. Beschäftigte, die keine Finanzierung durch das Unternehmen erhalten, greifen also nur selten auf alternative Finanzierungsmöglichkeiten zurück, erklärt Simon Janssen, Mitautor der Studie. So wird das Arbeit-von-morgen-Gesetz wenig genutzt, das sich speziell an Beschäftigte richtet, die vom Strukturwandel betroffen sind. Das Gesetz soll nämlich in der beruflichen Weiterbildung und während des Berufseinstiegs die Grundlage schaffen, dass sich Beschäftigte an die veränderten Arbeitsanforderungen anpassen können. Um die Beteiligung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern an Weiterbildungen zu fördern, sei deshalb ein Ausbau von Beratungsaktivitäten sinnvoll, in denen auch auf die Notwendigkeit von Weiterbildung in der modernen Arbeitswelt hingewiesen wird, betont Ute Leber, eine der Autorinnen der wissenschaftlichen Publikation.
Die Ergebnisse sind online auf dem IAB-Forum abrufbar.
Originalliteratur
Bundesministerium für Bildung und Forschung (2022): Weiterbildungsverhalten in Deutschland 2020. Ergebnisse des Adult Education Survey – AES-Trendbericht.
Kruppe, Thomas; Lang, Julia (2023): Geförderte Weiterbildung von Beschäftigten: Positiver Trend auf niedrigem Niveau. In: IAB-Forum, 06.02.2023.
Leber, Ute; Schwengler, Barbara (2023): Die betriebliche Weiterbildung nimmt im dritten Jahr der Corona-Krise wieder an Fahrt auf. In: IAB-Forum, 19. September 2023.
Webb, Michael (2020): The Impact of Artificial Intelligence on the Labor Market. Working Paper 3482150. SSRN.