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Welche Erkenntnisse liefert die NEPS-Studie?

Erwerbstätigkeit trotz Altersrente: Gründe und Herausforderungen

08.10.2019

Der demographische Wandel ist eine große Herausforderung für die Gesellschaft. Für den Arbeitsmarkt bedeutet er den Verlust wertvoller Fachkräfte, die in Rente gehen. Viele Renternerinnen und Rentner sind aber dennoch erwerbstätig. Was sind die Gründe dafür?

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Der Altersdurchschnitt in Deutschland steigt zunehmend. Neben einem flexibleren Übergang in die Altersrente ist eine attraktivere Gestaltung der Weiterbeschäftigung bei gleichzeitigem Rentenbezug wichtig. So können ältere Erwerbstätige ihrem Wunsch nachkommen, länger auf dem Arbeitsmarkt aktiv zu sein. Vor diesem Hintergrund untersuchten Silke Anger, Annette Trahms und Christian Westermeier vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) die Gründe für Erwerbstätigkeit in Altersrente. Die Studie basiert auf den Angaben von 1.063 Teilnehmerinnen und Teilnehmern der NEPS-Erwachsenenstudie im Alter zwischen 58 und 69 Jahren.

Wunsch und Wirklichkeit
Etwa ein Drittel aller Rentnerinnen und Rentner sind in den ersten drei Jahren nach dem Übergang in die Altersrente erwerbstätig. Etwa 59 Prozent der Befragten geben an, nicht erwerbstätig zu sein und auch keinen Wunsch nach einer Erwerbstätigkeit zu haben. Immerhin 12 Prozent der Nicht-Erwerbstätigen haben den Wunsch, einer Erwerbstätigkeit auch in Altersrente nachzugehen. Der Ausübung einer Tätigkeit scheint also auch nach dem Eintritt in Altersrente eine große Bedeutung zuzukommen.

Betriebe könnten das Potenzial der älteren Belegschaft durchaus nutzen
Ein nicht unerheblicher Anteil der Frauen (21 Prozent) und Männer (17 Prozent) wäre gerne länger ihrer bisherigen Tätigkeit nachgegangen. Politik und Betriebe könnten mit flexibleren Regelungen günstige Rahmenbedingungen schaffen, damit Erwerbswünsche in Altersrente besser realisiert werden können. Hiervon könnten sowohl die Unternehmen also auch die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer profitieren, da viele Menschen in Altersrente auch weiterhin beschäftigt sein wollen und dieses Potenzial in den Betrieben genutzt werden könnte.

Muster und Motive – von Sozialem und Finanziellem
Als Grund für die Erwerbstätigkeit gaben die Befragten überwiegend soziale und persönliche Motive an: Rund 90 Prozent der erwerbstätigen Rentnerinnen und Rentner haben Spaß bei der Arbeit, schätzen den Kontakt zu anderen Menschen während ihrer Arbeit oder wünschen sich weiterhin eine Aufgabe. Ein bedeutender Teil der Befragten gibt aber auch finanzielle Gründe für die Erwerbsarbeit während des Rentenbezugs an. Das gilt insbesondere für Frauen, die nach eigenen Angaben häufiger als Männer auf einen Hinzuverdienst zur Altersrente angewiesen sind.

Schlussfolgerungen für die Politik
Gesetzliche Regelungen könnten ermöglichen, Altersrentnerinnen und Altersrentner bei ihren Erwerbswünschen zu unterstützen. Beispielsweise könnten Arbeitgeber ermöglichen, dass Beschäftigte im Rentenalter ihrer beruflichen Tätigkeit länger nachgehen können. Das ist natürlich nicht immer möglich. Dann sollte jedoch bei der Suche nach einer anderen Erwerbstätigkeit geholfen werden, um das Potenzial der Menschen in Altersrente auch weiterhin zu nutzen, wenn sie sich wünschen, auch weiterhin erwerbstätig zu sein. Finanzielle Gründe sollten für diese Erwerbstätigkeit möglichst nicht der wichtigste Grund sein. Deshalb sollten Maßnahmen ergriffen werden, damit Personen im Rentenalter nicht finanziell darauf angewiesen sind, weiter zu arbeiten. Das betrifft insbesondere viele Frauen, die häufig geringere Rentenansprüche haben.

Originalliteratur

Anger, S., Trahms, A., & Westermeier, C. (2018). Erwerbstätige nach dem Übergang in Altersrente: Soziale Motive überwiegen, aber auch Geld ist wichtig (IAB-Kurzbericht No. 24). Nürnberg, Deutschland: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit.