Ergebnisse

Welche Erkenntnisse liefert die NEPS-Studie?

Computerspielen macht nicht dumm

12.11.2018

Computer- und Videospiele sind eine beliebte Freizeitbeschäftigung unter Jugendlichen. In der NEPS-Studie „Schule, Ausbildung und Beruf“ gaben etwa zwei Drittel der 15-Jährigen an, zumindest ab und zu ihre Freizeit damit zu verbringen. Jugendliche, die viel und gerne Computerspiele spielen, verdummen – so lautet eine populäre Behauptung. Einige Studien zu dem Thema zeigen jedoch positive Auswirkungen auf die geistige Leistungsfähigkeit auf, wie z. B. eine schärfere Aufmerksamkeit oder bessere Problemlösungskompetenz. Andere Studien wiederum heben aggressives und zwanghaftes Verhalten einiger Computerspielerinnen und -spieler hervor. Aber: Die bislang vorgelegten Ergebnisse basieren meist auf Studien, deren wissenschaftliche Qualität nicht überzeugen kann.

©Fotolia/Gorodenkoff

Neue Studie zum Computerspielverhalten und seinen Folgen

Prof. Dr. Timo Gnambs (Leibniz-Institut für Bildungsverläufe in Bamberg) und Prof. Dr. Markus Appel (Julius-Maximilians-Universität Würzburg) haben mithilfe von Daten der NEPS-Studie „Schule, Ausbildung und Beruf“ untersucht, ob das Spielen am Computer Auswirkungen auf die geistige Leistungsfähigkeit hat. Dazu haben die insgesamt 12.459 Neuntklässlerinnen und Neuntklässler unterschiedlicher Schultypen in Deutschland Aufgaben zu geistigen Fähigkeiten in mehreren Bereichen bearbeitet, darunter das logische Schlussfolgern, die Wahrnehmungsgeschwindigkeit und das Wortschatzwissen. Zudem beantworteten sie Fragen zu ihrem Computerspielverhalten.


Neue Erkenntnisse bestätigen populäre Annahmen nicht

Die Ergebnisse zeigen zunächst: Jugendlichen Computerspielerinnen und –spielern fiel es etwas leichter, die Aufgaben zur Vervollständigung von Bildfolgen zu lösen. Zudem schnitten sie im Wortschatzwissen ein wenig besser ab als Gleichaltrige, die keine oder nur sehr wenige Videospiele spielten. Die Unterschiede seien jedoch nicht groß genug, um behaupten zu können, dass Computerspiele die geistigen Fähigkeiten deutlich verbessern, so die Wissenschaftler. Aber sie verschlechtern die geistigen Fähigkeiten auch nicht.

Ebenso hatte die tägliche Spieldauer keinen bedeutenden Einfluss auf die geistige Leistungsfähigkeit. Mit einer Ausnahme: Personen mit hoher Spielintensität, also bei Spielzeiten von mehr als vier Stunden am Tag, verfügten über etwas umfangreicheres Wortschatzwissen. Abgesehen davon konnten Gnambs und Appel kaum einen Zusammenhang zwischen dem Spielverhalten der Befragten und ihrer geistigen Leistungsfähigkeit feststellen.

Originalliteratur

Gnambs, T., & Appel, M. (2017). Is computer gaming associated with cognitive abilities? A population study among German adolescents. Intelligence, 61, 19–28.

Zitierhinweis

Leibniz-Institut für Bildungsverläufe e.V. (2017, Dezember): Computerspielen macht nicht dumm (NEPS Ergebnisse). Bamberg, Deutschland.