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Welche Erkenntnisse liefert die NEPS-Studie?

Beruf: Aufstiegskarrieren sind heute seltener als früher

11.08.2017

Junge Menschen steigen heute in höhere berufliche Positionen ein als noch vor einigen Jahrzehnten. Doch eine Studie zeigt: Die jüngeren Generationen binden sich seltener an einen einzigen Arbeitgeber – mit Folgen für ihre Aufstiegschancen.

©Fotolia / Gajus

Karriereverläufe sind heute vielfältiger als früher – das ist bekannt. Nun liefert eine Studie präzisere Einblicke in den beruflichen Werdegang von Menschen, die zwischen 1932 und 1989 in Westdeutschland ihre Berufskarriere begonnen haben: Nico Stawarz, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für empirische Sozialforschung der Universität Siegen, verglich Berufsbiografien von 9.604 Männern und Frauen unterschiedlicher Generationen miteinander. Anhand von Interviewdaten aus der Deutschen Lebensverlaufsstudie (GLHS) und aus der NEPS-Erwachsenenstudie wertete der Soziologe die soziale Stellung der Befragten im ersten Job und ihrem weiteren beruflichen Werdegang bis zu 20 Jahre nach dem Berufsabschluss der Befragten aus.


Höheres Ansehen bei Berufseinstieg

Demnach sei die soziale Stellung der jüngeren Geburtenjahrgänge im ersten Beruf deutlich gestiegen, so ein Ergebnis der Studie. Konkret heißt das: Junge Menschen steigen heute öfter in höhere berufliche Positionen ein als noch vor einigen Jahrzehnten. Das liege zum einen daran, dass die jüngeren Jahrgänge besser ausgebildet seien und unmittelbar nach ihrem Abschluss höher qualifizierte Tätigkeiten aufnehmen könnten. Aber auch die Anforderungen der Arbeitswelt sind andere als bei den Vorgängergenerationen: Es gebe heute schlichtweg mehr Stellen für höher qualifizierte Arbeitskräfte und Angestellte sowie vor allem mehr Stellen im öffentlichen Dienst als früher, so Stawarz.


Besser ausgebildet, aber seltener Aufstiege

Die Studie zeigte aber auch: Die Karriere in einer Institution gehört scheinbar der Vergangenheit an. Stattdessen wechselten jüngere Berufsanfängerinnen und Berufsanfänger öfter den Arbeitgeber und waren einem höheren Risiko ausgesetzt, arbeitslos zu werden, als die Jahrgänge 1950 bis 1959. Das beeinflusste auch die Aufstiegschancen: Obwohl junge Menschen in den 1970er und 1980er Jahren mit höheren Abschlüssen als ihre Eltern und Großeltern und oft mit höheren Positionen ins Berufsleben starteten, kommen Aufstiegskarrieren seitdem seltener vor als früher, so der Wissenschaftler. Eine ähnlich hohe Dynamik in den Berufskarrieren wie in jüngeren Generationen zeigte die Studie lediglich für Frauen und Männer, die von 1932 bis 1949 ihren ersten Beruf angetreten hatten.


Unterschiede zwischen Angehörigen einer Generation

Doch auch innerhalb der Geburtenjahrgänge hat der Forscher Unterschiede gefunden: Die besten Aussichten auf leitende Positionen in den ersten 20 Berufsjahren schienen laut der Studie Männer zu haben – in allen Generationen. Und: Die besten Karrierechancen hatten Beschäftigte in der Privatwirtschaft, im öffentlichen Dienst verzeichnete Stawarz hingegen weniger Aufsteigerkarrieren.

Originalliteratur

Stawarz, N. (2015). Soziale Mobilität in Deutschland revisited: Die Entwicklung der Karrieremobilität in den letzten 80 Jahren. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 67(2), 269–291.

Zitierhinweis

Leibniz-Institut für Bildungsverläufe e.V. (2017, August): Beruf: Aufstiegskarrieren sind heute seltener als früher (NEPS Ergebnisse). Bamberg, Deutschland.