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Welche Erkenntnisse liefert die NEPS-Studie?

Familienbedingte Erwerbsunterbrechung: Mütter in schlechter bezahlten Berufen bleiben länger zu Hause

30.10.2017

Wie schnell Frauen nach einer familienbedingten Erwerbsunterbrechung in ihren Job zurückkehren, hängt vom Lohnniveau im zuletzt ausgeübten Beruf ab. Wenn das berufliche Lohnniveau niedrig ist, bleiben Frauen eher länger zu Hause – und zwar weitgehend unabhängig davon, wie hoch die Teilzeitquote in ihrem Beruf ist. Das ergab nun eine Studie anhand von Daten der NEPS-Erwachsenenstudie.

©iStock / FatCamera

Nach wie vor sind es häufiger Frauen, die über einen längeren Zeitraum für ein Kind ihre Berufstätigkeit unterbrechen. Wie schnell sie nach der Geburt wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehren, hängt dann von verschiedenen Faktoren ab. Da spielen eigene Ansichten oder die des Umfelds eine Rolle. Familienfreundlichkeit des Arbeitgebers, die Arbeitsmarkt- und Betreuungsplatzsituation oder aber auch die Gesetzeslage zum Elterngeld und zur Elternzeit können die Rückkehrentscheidung – neben anderen Faktoren – ebenfalls beeinflussen.

Ann-Christin Bächmann (Leibniz-Institut für Bildungsverläufe) und Dörthe Gatermann (Leibniz-Universität Hannover) werfen in ihrer Studie nun eine ganz andere Frage auf: sie vergleichen die Dauer der Erwerbsunterbrechung von Frauen, die in Berufen mit hoher Männerquote arbeiteten mit der von Frauen, die vor ihrer Unterbrechung in Frauendomänen tätig waren. Kehren Frauen früher an ihren Arbeitsplatz zurück, wenn sich die Familie mit ihrem Beruf gut vereinbaren lässt, wie es oft bei frauendominierten Berufen mit hoher Teilzeitquote angenommen wird? Oder bleiben Frauen in solchen Berufen umgekehrt eher länger zu Hause, weil sich ein zeitiger Wiedereinstieg in den schlechter bezahlten Berufen schlichtweg nicht lohnt?


Breite Datengrundlage

Untersucht wurden Erwerbsunterbrechungen von 1.073 westdeutschen Frauen, deren erstes Kind zwischen 1992 und 2010 geboren wurde. Die Frauen waren vor der Erwerbsunterbrechung mindestens 15 Stunden pro Woche erwerbstätig. Als Datengrundlage wurde die NEPS-Erwachsenenstudie herangezogen. Gestützt wurden diese Daten durch den Datensatz „OccPan“, der basierend auf der Erhebung der Integrierten Arbeitsmarktbiografien (SIAB) Angaben von sozialversicherungspflichtig Beschäftigten enthält. Durch diese Daten können Rückschlüsse auf den Frauenanteil oder das durchschnittliche Einkommen in verschiedenen Berufen gezogen werden. Schließlich wurden Informationen des Deutschen Mikrozensus (1991 bis 2010) über Arbeitszeiten in verschiedenen Berufen herangezogen.


Lange Erwerbspausen in schlechter bezahlten Jobs

Die Ergebnisse zeigen: Die Rückkehrquoten unterscheiden sich tatsächlich zwischen verschiedenen Berufen. Besonders lange Erwerbspausen gibt es in frauendominierten Berufen – und das sind typischerweise die Berufe mit einem geringeren Lohnniveau. Allerdings könnte der Effekt auch darauf zurückzuführen sein, so die Wissenschaftlerinnen, dass gerade familienorientierte Frauen diese Berufe häufiger wählen, z. B. aufgrund der familienfreundlicheren Arbeitszeitmodelle, und deshalb Erwerbspausen in solchen Berufen besonders lang sind. Der Zusammenhang von persönlichen Ansichten der Frauen und Dauer der Erwerbsunterbrechung konnte in der Studie jedoch nicht untersucht werden.


Teilzeitquote hat keinen Einfluss auf Rückkehrentscheidung

Die Teilzeitquote im Beruf, die in Frauendomänen höher ist als in Berufen mit hohem Männeranteil, hat hingegen keinen bedeutsamen Einfluss auf die Rückkehrentscheidung der Mütter. Vielmehr verhält es sich umgekehrt, vermuten die Wissenschaftlerinnen: Nicht die Teilzeitquote allein scheint für Mütter ausschlaggebend für einen schnellen Wiedereinstieg zu sein, eher setzen finanzielle Nachteile den Anreiz zur Verlängerung der Erwerbsunterbrechung.


Bessere Einkommensperspektiven fördern schnellen Wiedereinstieg

Damit konnte gezeigt werden, dass die Verdienstaussichten in einem Beruf einen entscheidenden Einfluss auf die Dauer von Erwerbsunterbrechungen hat. Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht und gerade in frauendominierten Sparten wie den Pflegeberufen mit einer wachsenden Nachfrage nach gut ausgebildeten Fachkräften sollten für Frauen stärkere Anreize gesetzt werden, schnell in den Job zurückzukehren, so schlussfolgern die Wissenschaftlerinnen. Dies könnte beispielsweise durch bessere Einkommensperspektiven geschehen.

Originalliteratur

Burghardt, L. (2017). Zusammenhänge elterlicher Erwartungen und Einstellungen mit der Anmeldung und späteren Inanspruchnahme einer Krippe. Frühe Bildung, 6(2), 83–92.

Zitierhinweis

Leibniz-Institut für Bildungsverläufe e.V. (2017, November): Wieso sich Eltern für eine Krippe entscheiden (NEPS Ergebnisse). Bamberg, Deutschland.