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Welche Erkenntnisse liefert die NEPS-Studie?

Jugendliche und digitale Medien

31.03.2023

Für Jugendliche sind Social Media wie Instagram oder WhatsApp das Kommunikationsmittel der Wahl. Neue Ergebnisse der NEPS-Studie „Bildungsverläufe in Deutschland“ zu den Fähigkeiten von 15- bis 18-Jährigen im Bereich der digitalen Medien zeigen: Soziale Aktivitäten wie Chatten oder das Teilen von Bildern und Videos wirken sich nicht positiv auf die Fähigkeiten beim Umgang mit digitalen Medien aus. Im Gegenteil: Eine zu intensive Nutzung kann sogar zu insgesamt geringeren digitalen Fähigkeiten bei den Jugendlichen führen. In Bezug auf die Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen gibt es dagegen gute Nachrichten.

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Beim Hausaufgaben machen oder Vokabeltraining schnell nebenbei eine Chatnachricht beantworten, ein Video teilen oder ein Selfie hochladen – Jugendliche nutzen soziale Medien häufig zur Unterhaltung und Ablenkung. Und genau dieses Verhaltensmuster kann sich negativ auf ihre Fähigkeiten auswirken, digitale Kommunikationsmedien zielgerichtet und fachkundig zu nutzen – zum Beispiel zur Recherche und bei der Bewertung von Suchergebnissen. Das zeigen neue Ergebnisse der NEPS-Studie in unserer Reihe „NEPS Forschung kompakt“. Demnach ist die Nutzung digitaler Medien zur Unterhaltung und zum sozialen Austausch wenig anspruchsvoll. Etwa die gezielte Informationssuche bei einer Online-Recherche dagegen trägt direkt dazu bei, die Fähigkeiten der Jugendlichen im Umgang mit digitalen Informationstechnologien zu verbessern. Bildungsforschende nennen das die „ICT-Kompetenzen“. Diese zählen heute neben Schreiben, Lesen und Rechnen zu den Schlüsselqualifikationen.

Nebenbei-Nutzung schadet

Zusätzlich zu diesen wenig anspruchsvollen Aktivitäten ist auch die Nebenbei-Nutzung von sozialen Medien – zum Beispiel als Ablenkung während der schulischen Aufgaben – eher schlecht für die ICT-Kompetenzen. Solches Multitasking behindert die Prozesse zum Lernen und Verstehen, so das Forschungsteam der NEPS-Studie. Gut für die Entwicklung von ICT-Kompetenzen kann es dagegen sein, den Schülerinnen und Schülern im Unterricht zu zeigen, wie sie gezielt Informationen mit einer Online-Recherche suchen, diese beurteilen, weiterverarbeiten und präsentieren können. So können sie auch ihre Fähigkeiten im komplexen Denken und Problemlösen weiterentwickeln.

Mädchen und Jungen haben die gleichen Fähigkeiten

Die Ergebnisse der NEPS-Studie machen es auch möglich, gezielt die Fähigkeiten von Mädchen und Jungen zu betrachten: Auch wenn häufig ein Unterschied zwischen Mädchen und Jungen in Bezug auf ihre Fähigkeiten im Umgang mit sozialen Medien vermutet wird, bestätigen die NEPS-Daten das nicht. Allerdings schätzen Jungen ihre eigenen Fähigkeiten meist höher ein als Mädchen dies tun. Dieser Unterschied im Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten kann dem Forschungsteam der NEPS-Studie zufolge ein Grund dafür sein, dass Frauen seltener technologienahe Berufsfelder und Ausbildungen ergreifen. Hier kann eine frühe Förderung der digitalen Fähigkeiten zu mehr Chancengleichheit in späteren Lebensjahren beitragen.

Alle Ergebnisse der Auswertung finden sich im vollständigen Bericht „Wie entwickeln sich ICT Kompetenzen im Jugendalter?“ der Reihe NEPS Forschung kompakt. Dieser steht auf www.lifbi.de/Transferberichte zum Download bereit und ist unter https://doi.org/10.5157/NEPS:FK01:1.0 dauerhaft verfügbar.

Originalliteratur

Gnambs, T. (2021). The development of gender differences in information and communication technology (ICT) literacy in middle adolescence. Computers in Human Behavior, 114:106533. https://doi.org/10.1016/j.chb.2020.106533

Senkbeil, M. (2022). ICT-related variables as predictors of ICT literacy beyond intelligence and prior achievement. Education and Information Technologies, 27, 3595-3622. https://doi.org/10.1007/s10639-021-10759-x