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Neues zur NEPS-Studie "Bildungsverläufe in Deutschland"

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Von allein erziehenden Eltern und Bildungserfolg: Auszeichnung für Arbeit mit NEPS-Daten
19.08.2021
Die Kinder allein erziehender Väter haben den geringsten Bildungserfolg – das ist eines der Ergebnisse einer preisgekrönten Publikation auf Basis von NEPS-Daten.

Die Arbeit von Wolfgang Ludwig-Mayerhofer, Nico Stawarz und Alexandra Wicht (Universität Siegen) untersucht, über welche bildungsrelevanten Ressourcen Jugendliche verfügen können, die in unterschiedlichen Familienkonstellationen aufwachsen. Sie basiert auf den umfangreichen Datensätzen der NEPS-Studie "Bildungsverläufe in Deutschland" und wurde jetzt mit dem 2. Preis der Fritz Thyssen Stiftung für sozialwissenschaftliche Aufsätze des Jahres 2020 ausgezeichnet.

In Familien mit zwei leiblichen Eltern, solchen mit einem Stiefelternteil sowie bei allein erziehenden Müttern oder Vätern stehen unterschiedliche bildungsrelevante Ressourcen zur Verfügung, die in ökonomisches, kulturelles und Sozialkapital unterschieden werden können. Dass allein erziehende Eltern häufig über beispielsweise niedrigere Einkommen (ökonomisches Kapital), geringere formale Bildung (kulturelles Kapital) oder weniger Zeit für ihre Kinder (Sozialkapital) verfügen, wird vielfach als Erklärung dafür herangezogen, dass ihre Kinder mit Blick auf Bildung im Durchschnitt schlechter abschneiden.

Unterschiede in den Ressourcen allein erziehender Mütter und Väter

Bei allein erziehenden Eltern denkt man meist an Mütter. Das Forschungsteam hatte mit der NEPS-Studie "Bildungsverläufe in Deutschland" einen großen Datensatz zur Verfügung, der für die untersuchte Altersgruppe auch Daten für eine ausreichend große Zahl von Jugendlichen enthält, die nur mit ihrem Vater (oder Stiefvater) zusammenleben. Allein erziehende Väter haben zwar höhere Einkommen als allein erziehende Mütter, allerdings sind sie diesen hinsichtlich kulturellen Kapitals eher unterlegen. Beispielsweise finden sich in den Haushalten allein erziehender Väter weniger Bücher als bei allein erziehenden Müttern; dieser Indikator hat sich aber in vielen Untersuchungen als wichtige Größe erwiesen, anhand derer man den Bildungserfolg von Jugendlichen vorhersagen kann. In der ausgezeichneten Arbeit wurde der Bildungserfolg anhand von Kompetenzen im Bereich des Leseverständnisses und der Mathematik gemessen. Untersucht wurde also, wie gut Jugendliche Informationen aus Texten entnehmen und bewerten können und wie gut ihr Verständnis für konkrete alltagsbezogene Probleme ist, in denen Zahlen und mathematische Fähigkeiten von Bedeutung sind.

Kinder allein erziehender Väter schneiden besonders schlecht ab

Tatsächlich, so die Autoren und die Autorin, liegt der schlechtere Bildungserfolg von Kindern allein erziehender Mütter im Vergleich zu Familien mit zwei leiblichen Eltern nicht an der Tatsache des „allein Erziehens“, sondern eben an den vergleichsweise geringeren Ressourcen der Mütter begründet; dies gilt für ökonomisches, kulturelles und Sozialkapital gleichermaßen. In ähnlicher Weise könnten geringe Ressourcen auch für die schlechteren Bildungserfolge von Kindern allein erziehender Väter zum Teil verantwortlich sein. Interessanterweise zeigte sich jedoch, dass diese Jugendlichen mit Blick auf Bildung noch schlechter abschneiden, als nach den Ressourcen des Vaters zu erwarten wäre. Insgesamt verfügen jedenfalls diese Jugendlichen über die geringsten Kompetenzen. Was hinter diesem schlechten Abschneiden der Kinder allein erziehender Väter steht, konnte das Forschungsteam nicht vollständig aufklären. Es handelt sich um eine der ersten Untersuchungen, die diese Gruppe mit Blick auf ihre Bildungserfolge zum Gegenstand gemacht hat.

Die Arbeit des Forschungsteams aus Siegen erschien in Heft 3 (2020) der Zeitschrift „Soziale Welt“. Die Untersuchung basiert auf Daten aus den ersten fünf Befragungen der NEPS-Studie "Schule, Ausbildung und Beruf", die 2010 in Klasse 5 startete. In der Modellierung wurden besonders indirekte Effekte betrachtet, die aufzeigen, wie die Familienkonstellation sich über elterliche Ressourcen auf die Kompetenzen der Jugendlichen auswirkt.